Das Wasser steigt.....

Rossknechte am Haslingerhof
Hochwasser 1954 in Goldwörth. Bildquelle: Freiwillige Feuerwehr Goldwörth

Das Wasser steigt. Und mit ihm Verzweiflung und Angst der Menschen um Besitz, Existenz und Leben. In den Jahrhunderten wiederholten sich diese Erfahrungen. In Urbaren und anderen Quellen finden sich Eintragungen von Überschwemmungen. 1518 gab der Goldwörther Amtmann während einer Gerichtsverhandlung zu Protokoll, dass ein ganzes Dorf mit 17 Häusern „hinweggewaschen“ wurde. Er dürfte sich dabei auf das Jahrtausendhochwasser des Jahres 1501 beziehen, das die Flut von 1954 noch um ein bis zwei Meter übertraf. Weitere Überschwemmungen werden für die Jahre 1210, 1344, 1402, 1466, 1490,1499, 1786, 1799 und 1845 angegeben.

Der Höchststand der Überschwemmung zu Lichtmess 1862 lag in Augenhöhe. Die ganze Nacht vom 1. zum 2. Februar hörte man unaufhörlich Schreie. Mehrere Tage stand das Wasser in der gleichen Höhe. Die Kircheneinrichtung wurde zerstört, ein Großteil des Viehs ertrank, obwohl man versuchte, Tiere in höher gelegene Gehöfte zu retten.Unter den Höchstmarken von 1862 lagen die Überschwemmungen der Jahre 1883, 1890 und 1897.

Weitreichende Schäden und das Bewusstsein von Ohnmacht gegenüber den Naturgewalten hinterließ das Hochwasser 1954. Infolge länger andauernder Regenfälle und der Sprengung eines Wehrfeldes des im Bau befindlichen Kraftwerkes Jochenstein stieg in der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1954 die Donau an und erreichte am 11. Juli um 3Uhr früh den Höchststand. Über die Nacht der Schrecken schreibt Johann Luegmair in seinem Heimatbuch: „Es war unheimlich. Menschen schrien um Hilfe, Vieh brüllte, Wild hörte man klagen, während das Wasser immer höher wurde.“ Über eine Woche stand Goldwörth unter Wasser. Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. Der Pfarrer rettete die Messkleider, indem er sie über die Brüstung der Kanzel legte. Das ertrunkene Vieh – 61 Rinder, 16 Schweine, 3 Pferde, 3 Ziegen und 100 Stück Geflügel – wurde auf Lastautos verladen und zur Tierkörperverwertung nach Regau gebracht. Obwohl fast alle Häuser betroffen waren, beteiligten sich nahezu alle Einwohner durch Hand- und Fuhrrobot bei der Renovierung der Kirche. Der Gesamtschaden betrug mehr als 6 Millionen Schilling und wurde durch großzügige Hilfe von Bund, Land, Caritas und Rotem Kreuz fast gänzlich gedeckt.

Bei der Überschwemmung 1965, die fünf Wochen dauerte, wurde die gesamte Ernte vernichtet. Durch den Kraftwerksbau Ottensheim Wilhering 1970/73 veränderte sich das Strombett und durch den Aufstau hob sich auch der Wasserspiegel in den Seitengräben. Aber auch ein Staudamm konnte keinen dauerhaften Hochwasserschutz bewirken.


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Lit.: Johann Lugmair: Geschichtliches von Goldwörth und seiner Umgebung, Goldwörth 1980
Franz Pernsteiner: Kleine Heimatkunde Goldwörth, Heft 2
Regine Jungwirth: Erwerbsfischerei an der Donau und Nebenflüssen an den Gemeinden Goldwörth und Alkoven, Eferding 2010


Text: Monika Klepp
Bilder: Freiwillige Feuerwehr Goldwörth; Franz Pernsteiner

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Hochwasser 1954. Bildquelle: Freiwillige Feuerwehr Goldwörth

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Hochwasser 2002. Bildquelle: Franz Pernsteiner

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Hochwasser 2002. Bildquelle: Franz Pernsteiner

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