Die Fischerzunft

Briefmarke mit der Taverne Platzl
Beim Wirt (Taverne Platzl) hatten die Fischer für ihre Zusammenkünfte einen eigenen Raum, die Fischerstube. Bildquelle: Franz Pernsteiner

In dem Ort, dessen Schicksal so sehr vom Donaustrom bestimmt war, bildete die Fischerei einen wesentlichen Erwerbszweig. Die Region zeichnete sich nicht nur durch Fischreichtum, sondern auch durch Artenvielfalt aus. Der erste urkundliche Nachweis Goldwörther Fischer geht auf das Jahr 1431 zurück. Eigentümer der Fischweide war das Hochstift Passau, dem die Berufsfischer Natural- und Gelddienste leisteten. Durch den Verkauf der Herrschaft ging das Fischereirecht auf die Grafen Starhemberg über. Ab 1898 wurde das Fischwasser von Privatpersonen erworben, die es weiter verpachteten. Die Fischerei bildete in Goldwörth bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts einen Erwerbszweig.

Eine Besonderheit stellt die frühe zunftmäßige Organisation dar. Am 25. Mai 1544 schlossen sich die Goldwörther Fischer auf eigene Initiative zu einer rechtlich verankerten Handwerkerverbindung zusammen. Die Zunftordnung, die der Pfleger von Ebelsberg durch Anbringen eines Siegels bestätigte, umfasste mehrere Artikel, die sich mit Ausbildung der Fischer, Erlangung der Meisterwürde, den religiösen und sozialen Aufgaben, Verpflichtungen gegenüber der Herrschaft und den Fangplätzen befassten. Im Urbar der Herrschaft Ebelsberg Amt Goldwörth 1670 wird ergänzt, dass kein fremder Untertan in die Zeche aufgenommen werde und die Meisterwürde an den Besitz eines Hauses gebunden war. Für Inleute oder Unbehauste gab es allerdings Sonderregelungen. Die Satzungen wurden, zumindest in den Jahrzehnten um 1700, stets am Jahrtag, dem Sanct Nicolai Fest (6. Dezember), verlesen und somit in Erinnerung gebracht.

Fischerfahne
Links: Vorderseite der Fischerfahne – Jesus bei der Brot- und Fischvermehrung. Rechts: Rückseite mit dem Hl. Nikolaus, dem Schutzpatron der Fischer. Bildquelle: Franz Pernsteiner

Für Mitglieder, die in Not geraten waren, war finanzielle Hilfe vorgesehen. Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die sich bei Festen und Feiern manifestierte, sicherte berufliche und soziale Identität. Die Fischer gehörten dem Stand der Halbbauern, bzw. Klein- und Kleinstbauern an, besaßen bis zu acht Tagwerk Ackerland und geringen Viehstand, ihr „Fischzeug“ erreichte in manchen Fällen ansehnlichen Wert.

Die Zusammenkünfte fanden beim Wirt (Goldwörth 44) in einem eigenen Raum, der „Fischerstube“ statt. An der Decke war ein Fisch aus Zinn aufgehängt. Zunfttruhe und Fischerfahne zählten zum Besitz der Zunft, die über Generationen weitergegeben wurden. Bei Veranstaltungen oder kirchlichen Festen wie z. B. der Fronleichnamsprozession, wurde die Fahne der Fischerzunft mitgetragen. Sie zeigt auf grünem Grund die Darstellung „Jesus bei der Brot- und Fischvermehrung“ und ein Bild des heiligen Nikolaus als Patron der Fischer mit drei Goldstücken und einem Fisch.
Auch nach der Auflösung der Zunft 1859 und der Weiterführung der Zunft in der Fischereigenossenschaft wurden alte Traditionen gewahrt. Der letzte belehnte Fischer in Goldwörth war der 1856 geborene Josef Schöppl, der in einem hölzernen Häuschen nahe der Donau wohnte.


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Lit.: Johann Luegmair: Geschichtliches von Goldwörth und seiner Umgebung, Linz 1980
Franz Pernsteiner: Kleine Heimatkunde Goldwörth, Heft 2
Regine Jungwirth: Erwerbsfischerei an der Donau und Nebenflüssen in den Gemeinden Goldwörth und Alkoven, Eferding 2010


Text: Monika Klepp
Bilder: Franz Pernsteiner