Dr. Johann Georg Faust im Mühlviertel

Schiffsmühle in Von Herrschaften und Höfen: Lichtenberger in Freudenstein
Hotel Faustschlössl. Bildquelle: Tourismusverband Feldkirchen/D.
Auf einem steil zur Donau abfallenden Felsen des Landshaagerberges erhebt sich das „Faust – Stöckl“. Der Bau geht auf das 16. Jhd. zurück und war Sitz des Mauteinnehmers der Schaunberger. Taxstein war die ursprüngliche Bezeichnung des Felsen. Von hier aus konnte mit schweren Ketten die Donau gesperrt werden. Das Haus diente von 1925 bis 1938 als Sanatorium und wurde nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen 1966 als Gastronomiebetrieb und Hotel eröffnet.

Das wildromantisch gelegene Schlössl wird mit der wohl berühmtesten Gestalt der Weltliteratur in Zusammenhang gebracht, mit Faust. Der historische Faust lebte am Übergang zur Neuzeit, als das theologisch bestimmte Weltbild des Mittelalters ersetzt wurde durch das Bild vom selbstbestimmten Menschen, der nach dem Vorbild der Antike die Welt erforschte und veränderte. Dr. Johann Georg Faust (1480 – 1541) galt als Grenzgänger. Sein Auftreten ist in deutschen Städten wie Erfurt, Bamberg, Ingolstadt und Nürnberg belegt, als Alchimist, Magier, Astrologe und Wahrsager verblüffte und verunsicherte er seine Zeitgenossen.

Bald nach seinem Tode entstanden Sagen, 1587 erschien die „Historia von D. Johann Faust“ bei Johann Spies in Frankfurt. Bereits in diesem Volksbuch kommt das Motiv des Teufelspaktes vor. Faust verkauft unter der Bedingung seine Seele, dass ihm der Teufel bei seiner Suche nach neuen Möglichkeiten alle Wünsche erfüllt. Das Ende Fausts ist ein Tod mit Schauder und Schrecken, ein furchtbares und lehrreiches Exempel für Zeitgenossen. Wie aber kommt Faust, dessen Wirken sich auf deutsche Städte konzentrierte, ins Mühlviertel?

Einer eigenen Überlieferung nach reiste Faust mit seinem Diener, dem Teufel, von Regensburg nach Linz an den Hof Kaiser Friedrichs III., zu dessen Hofstaat er gehörte. Friedrich III., der bei dynastischen Entscheidungen zielstrebig und erfolgreich handelte, zeigte bei politischen Angelegenheiten Desinteresse und Passivität. Von 1490 bis 1493 schlug er, vor Matthias Corvinus fliehend, seine Residenz in Linz auf. Seine Vorliebe für Alchimie und Astrologie war bekannt. Nach einer Beinamputation verstarb er 1493 in Linz. Eine Zuordnung Fausts zum Hofstaat Friedrichs III. ist zwar inhaltlich schlüssig, zeitlich jedoch unmöglich.

Faust und sein Begleiter erreichten die Residenz des Kaisers in Linz aber gar nicht. Ermüdet von der Reise befahl Faust dem Teufel für eine Herberge zu sorgen. In Windeseile baute der Teufel ein Stöckl, das seinem Herrn so gefiel, dass er zu bleiben beschloss. Die Aufgaben, mit denen er den Teufel bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit trieb, wie die Errichtung einer gepflasterten Straße nach Neuhaus oder der Bau einer Donaubrücke für gelegentliche Ritte nach Aschach, erscheinen in der Sage als übersteigerter Ausdruck von Willkür und Überheblichkeit, stellen aber berechtigte Forderungen und Notwendigkeiten der Region dar, die spätere Jahrhunderte in die Tat umsetzten. Vor allem die Kegelstatt auf dem blanken Spiegel der Donau, die den Bauern Angst und Schrecken einflößt, zeigt Fausts frevlerisches Sinnen. Dementsprechend schaurig und abschreckend für alle Zeitgenossen ist das Ende Fausts, mit dem ein schwarzes Loch im Felsen in Zusammenhang gebracht wird.

Die Faust – Gestalt wurde in der Literatur wiederholte Male interpretiert und durch Johann Wolfgang von Goethe zur Menschheitsdichtung erhoben, dennoch stellt die Mühlviertler Sage eine interessante Variante an Landschafts – und Zeitbezug dar.

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Lit.: Dehio Mühlviertel, Horn/Wien 2003
Feldkirchen an der Donau, Linz 1995 (Sagen)

Text: Monika Klepp
Bilder: Tourismusverband Feldkirchen/D.

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Weimar, Stück der Faust-Sammlung. Bundesarchiv, Bild 183-1989-0728-005 / CC-BY-SA. Foto: Ludwig, Jürgen Faust-Museum im Knittlinger Alten Rathaus. Bildquelle: Faustmuseum Bilderarchiv Knittlingen Faust-Archiv in der Alten Lateinschule, Knittlingen. Bildquelle: Faustmuseum Bilderarchiv Beinamputation an Kaiser Friedrich III. Bildquelle: Hohenstaufen/Helfenstein 2003, S. 37 Friedrichs Monogramm mit dem Motto aeiou. Quelle: Peter Diem –- Die Symbole Österreichs, Wien: Kremayr & Scheriau, 1995 S. 192
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Hotel Faustschlössl. Bildquelle: Tourismusverband Feldkirchen/D.

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Ausschnitt, voriges Foto. Bildquelle: Tourismusverband Feldkirchen/D.

Die Schiffsmühle in Landshaag