Kleindenkmäler in der Region u.we

Die Riedl-Kapellein GramastettenRiedl - Kapelle in Großamberg
Gramastetten

Eine der größten Gramastettner Kapellen steht neben dem Güterweg Schlagberg frei auf einer Wiese, unweit vom Anwesen Hackl, Großamberg 33, der sogenannten „Ortnervilla“.
Die Kapelle befindet sich im Besitz der Familie Hackl.

Im Jahr 2003 wurde das kleine Bauwerk auf Initiative des Kameradschaftsbundes und des Gramastettner Arbeitskreises für Kleindenkmäler einer grundlegenden Renovierung unterzogen. Allein zur Instandsetzung der Bausubstanz waren von dreizehn „hilfreichen Kräften“ 373 Arbeitsstunden aufgebracht worden. Die Holzplastiken erfuhren durch Frau Lackner in Niederwaldkirchen eine fachgerechte Restaurierung. Den kleineren Figuren verhalf Herbert Ginterseder zu neuem Glanz. Am 26. Juli 2003 fanden sich etwa 70 Leute zu einer kleinen Feier bei der Kapelle ein. Pater Josef Merz OSFS von der Pfarre Pöstlingberg weihte das kleine Gotteshaus neu ein.
Der Dreieckgiebel an der Vorderseite des gemauerten Bauwerks ist über das Dachniveau erhaben und mit Blech gedeckt. Er wird von einem steinernen Kreuz gekrönt. Das über der Apsis abgewalmte Ziegeldach ruht auf einem profilierten Gesims. Durch ein Rundbogentor mit schmiedeeisernem Gitter betritt man den Innenraum der Kapelle, der durch die doppelten Rundbogenfenster an den beiden Längsseiten Licht erhält. In der Apsis erblickt man über einem Holzaltar eine Abbildung von Maria mit dem Jesuskind. Der Druck ist gerahmt und verglast. Im Rahmenaufsatz liest der Betrachter: „Hlg. Maria, bitte für uns“. Flankiert wird das Altarbild von zwei betenden Engelsfiguren. Auf dem Altartisch finden sich zwei Kerzenständer, ein kleines Metallkreuz, sowie zwei Marienstatuen, eine kleine Engelsstatue und ein Heiliger Josef mit dem Jesuskind. Ein Engelchen mit einer Kerze soll eigens erwähnt werden. Es handelt sich um eine Original-Hummelfigur. Schade ist, dass die Flügerl abgebrochen sind. Der Altartisch wird von zwei profilierten Rundsäulen und einem Sockel getragen, den ein Radkreuzrelief ziert. An der linken Wand hängt ein großer Weihwasserspender. Über der Schale thront Maria. Auf ihrem Schoß sitzt der Jesusknabe mit der Weltkugel in Händen. Maria hält in der rechten Hand einen Palmzweig.

Die Giebelfront über dem Eingangstor trägt eine Steintafel mit der Inschrift: „Zur Erinnerung an Herrn Franz Riedl Baumeister in Urfahr gest. am 5. Juni 1892.“ Eine weitere Gedenktafel ist im Inneren der Kapelle an der rechten Wand angebracht: „Dem Andenken meiner theueren, unvergesslichen Braut Fräulein Marie Winkelmüller welche am 9. Sept. 1895 selig im Herrn entschlafen ist. In treuer Liebe Oberlieutenant PREVEAUX Herr! Gib ihr die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihr. Herr! Lasse sie ruhen in Frieden – Amen“.

Franz Xaver Riedl war Inhaber des heutigen Hauses Nr. 15 in der Rosenstraße in Urfahr. Im Jahr 1887 erwarb er in der Koglerau das Haus Großamberg 33 und baute es aus. Als fünf Jahre nach seinem Tod die Baufirma Riedl in Konkurs ging, verkaufte die Witwe Rosalie Riedl beide Häuser dem Linzer Kürschnermeister Franz Ortner. Die Villa in der Koglerau blieb bis vor einigen Jahren im Besitz der Familie Ortner und trägt heute noch deren Namen.
Marie Winkelmüller war eine Nichte von Franz und Rosalie Riedl. Nachdem sie und ihre kleine Schwester Rosalie die Eltern verloren hatten, wurden die Mädchen von ihrer verwitweten Tante Rosalie Riedl aufgenommen. Marie Winkelmüller verlobte sich mit dem aus Böhmen stammenden k.u.k. Offizier Franz Préveaux. Dieser versah zu jener Zeit seinen Dienst als Oberleutnant im Infanterieregiment Humbert I., König von Italien, No.28. Garnisonsort der Einheit war in den Jahren 1893/94 Linz. Eine Hochzeit war dem Paar nicht vergönnt. Marie Winkelmüller starb an einer Lungenentzündung, einen Tag nach ihrem 30. Geburtstag.

Quelle: Schwierz T. Sakrale Kleindenkmäler und Gedenkstätten in Gramastetten. Gramastetten 2003.

Foto: Foto oben: Die Riedl-Kapelle in Gramstetten (Bildquelle: Herbert Rechberger).
Fotos mittlere Reihe: Figuren im inneren der Kapelle v. l. n. r.: Marienstatue (Bildquelle: Thomas Schwierz); Weihwasserspender, darüber thront Maria, auf ihrem Schoß sitzt das Jesuskind mit der Weltkugel in den Händen (Bildquelle: Herbert Rechberger); eine betende Engelsfigur (Bildquelle: Herbert Rechberger).
Foto unten: Die Gedenktafel befindet sich im Inneren der Kapelle (Bildquelle: Thomas Schwierz).

www.gramastetten.at

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Im Eurojournal Heft 3/ 2003, Seite 14 findet sich ein Artikel über die Renovierung der Kapelle (www.eurojournal.at)

Eine ausführliche Beschreibung des historischen Hintergrundes, der zur Errichtung der Kapelle geführt hat findet sich auf www.gramastetten.at